vocal-concertisten e.v. Berlin


Weihnachtskonzert 2004

 

 

Presse: Es ist ein Ros entsprungen



 Wie hat Ihnen das Konzert gefallen? Bitte schreiben Sie einen Kommentar ins Gästebuch!


Überraschungsreicher BarockPopCocktail
Weihnachtskonzert der Kammerakademie Potsdam

„Der guten Mär bring' ich so viel, davon ich singen und sagen will“, verkündet die Luther-Weise. Ihrer nimmt sich am 2. Weihnachtsfeiertag die 38-köpfige Gesangsschar der „vocal-concertisten“ im Nikolaisaal an. Nicht nur hierbei erfahren die Sänger stimmstarke Verstärkung aus dem Saal. Für die orchestrale Unterstützung ist die Kammerakademie Potsdam zuständig. „Euch ist ein Kindlein heut' gebor'n“, von dieser Ankündigung bis zur Anbetung der drei Weisen ist ein roter Faden geknüpft und zu einem farbenfrohen vokal-instrumentalen Tableau nebst Pro- und Epilog verwoben. Fast scheint es, als zelebrierten alle Beteiligten unter Anleitung von Kristian Commichau eine musikalische Liturgie.

Streicherfedernd und oboenpointiert vollzieht sich eingangs „Der Einzug der Königin von Saba“, Vorspiel zum 3. Teil von Georg Friedrich Händels Oratorium „Salomo“. Um die Weihnachtsgeschichte vielfarbig und stilistisch vielfältig zu erzählen, hat die menschliche Stimme, a cappella oder orchestral begleitet, fast ausschließlich das Singen und Sagen. Es hört sich durchweg seelenerbaulich an. Voller Weichheit, Wärme und Reinheit tönen die jungen, technisch ausgezeichnet gebildeten Stimmen. In Pierluigi da Palestrinas „Alma redemptoris Mater“ verschmelzen sie zu homogenem Schweben. Dagegen drängen die Soprane in Francis Poulenc' (1899-1963) „Salve Regina“ an exponierten Stellen etwas laut und schärflich hervor. Ansonsten herrscht Wohlklang auf der ganzen Linie.

Damit es nicht langweilig werde, artikulieren die Stimmgruppen im „Lullaby“-Song von William Byrd (1543-1623) sehr prononciert und sind prägnant voneinander abgehoben. Auch sorgt die Programmdramaturgie für mancherlei Überraschungen. Etwa bei der schlichten Weise „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Johannes Petzold (1912-1985). Die erste der drei Strophen wird von einer Chorsopranistin engelsgleich angestimmt, dann tönen nur die Frauenstimmen, schließlich singt der gesamte Chor. Nicht weniger anregend sind auch die Versionen über „Es ist ein Ros entsprungen“.

Dem artifiziellen Satz von Melchior Vulpius (1560-1615) folgt die volkstümliche Praetorius-Variante (mit Zuhörerunterstützung), schließlich die Adagio-Bearbeitung von Jan Sandström (geb. 1954), die das Geschehen quasi in Zeitlupe ausbreitet. Natürlich darf auch nicht Händels „Halleluja“-Chor aus dem „Messias“ fehlen. Hell klingend, federnd und straff artikuliert wird er, aus Verhaltenheit sich langsam steigernd, angestimmt. Hier wird keine Glaubenskeule geschwungen, sondern ein Bekenntnis zu Christi Regentschaft angestimmt.

Auf dem Weg dorthin leistet auch die Kammerakademie ihren hörenswerten Eigenanteil. Die Händelsche „Messias“-Hirtenmusik gehört genauso dazu wie die „Fantasia upon one note“ von Henry Purcell (1659-1695) und das Porträt „Fratres“ für Violine, Streicher und Schlagzeug von Arvo Pärt (geb. 1935). Mit seinen unentwegten geigerischen Achterbogenbewegungen beschwört Peter Rainer archaische Welten. Die kleinschrittige Modulation verstärkt diesen Eindruck noch. Nach diesem atemberaubend gespielten Solo gewinnen sich mit dem Eintritt der Streicher düstere Stimmungen die Oberhand. Bewegtere Episoden münden in besinnliche, diese gehen in die Diskantlage der Violine über, wo das Klanggespinst ätherisch verklingt. Vertraute (Hörer-)Welten stellen sich durch das bekannte, „Weihnachtskonzert“ genannte Concerto grosso g-Moll op. 6 Nr. 8 von Arcangelo Corelli (1653-1713) ein. Dabei zeigen sich die Musiker mit den historischen Spielmanieren vertraut. Ihr vibratoloser Klang entfacht Allegro-Feuer, singt Adagio-Schmelz, verbreitet Pastorale-Wärme. Doch sie können noch anders. Strahlend und festlich erklingt die Orchesterfassung des englischen Volksliedes „We wish you a merry christmas“ von John Rutter (geb. 1945) - Popklänge in barocker Machart. Nicht weniger herrlich hört sich aus dessen Feder das „Shepherd's Pipe Carol“ an, dessen swingendem Bigbandsound sich die Vocal-concertisten und Kammerakademisten hemmungslos hingeben.

Potsdamer Neueste Nachrichten
28. Dezember 2004, Peter Buske

 

 

Pressebesprechungen

 Zurück  zur Konzertübersicht