vocal-concertisten e.v. Berlin


Stabat Mater

 

 

Presse:
Stabat Mater
Marienvertonungen aus Renaissance, Barock und 20. Jahrhundert


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Das Paradies ist noch nicht ausgebucht

Leicht fällt er nicht, der frühlingstrunkene Schritt aus dem sonnigen Paradies des Schlossparks von Sanssouci in das kühle Gemäuer der Friedenskirche. Doch mit Hilfe der Himmelskönigin Maria, deren Lob man in einem ausgesuchten Programm epochenübergreifend anstimmte, ließen die vocal-concertisten einen musikalischen Paradiesgarten entstehen, den man mindestens so ungern verließ, wie zuvor Lennés idealische Parkanlage. Etliche Takte hymnisches Lob hat sich dieses Ensemble, das Kristian Commichau zu einem der musikalisch inspirierendsten unter Berlin-Brandenburgs Chören entwickelt hat, deshalb auch selbst verdient. Gäbe es in der Friedenskirche einen Beichtstuhl, dann würde sogar der protestantisch übernüchterte Kritiker darin die kleine Frage zurückgelassen haben, ob die Soprane mit ein wenig mehr Zuwendung des Dirigenten noch mutiger hätten strahlen können.

Ob der Chor eine gewichtige Motette von Monteverdi, einen madrigalisch intimen Lobgesang von Palestrina, einen innigen Mariengruß von Poulenc oder Benjamin Brittens beherzte "Hymn to the virgin" anstimmte: Er tat es stets mit klarer Intonation, herzerfrischend glaubhaftem Ausdruck sowie einer beseelten Dynamik, deren Nuancen vom zärtlich gehauchten Namen der Himmelsjungfrau bis zu jenem durchdringend bewegenden Forte reicht, zu dem die Lanze den Leib ihres gekreuzigten Sohnes durchbohrt. Dass die knapp fünfzig Sänger durchsichtige Texturen herstellen können wie Solisten, dass sie bei jedem Einzelwort wissen, was sie mitteilen wollen: All dies bewiesen sie zu krönender Letzt mit Domenico Scarlattis zehnstimmigem Stabat Mater, dessen koloraturbeladene Schlussfuge ihnen sogar noch als Zugabe locker von den Lippen ging.

Carsten Niemann,
Der Tagesspiegel, Berlin,
27. Mai 2003

 

Eine faszinierende Klangkultur
Vocal-concertisten in Sanssouci

VON GERDA REINHOLD

Die vocal-concertisten aus Berlin waren nicht das erste Mal in Potsdam und in der Friedenskirche zu Gast, und wer ihre ganz hervorragende Darbietungskunst einmal erlebte, vergisst sie nicht. So war es nicht weiter verwunderlich, dass die Stühle des Gotteshauses am Rande von Sanssouci reichlich besetzt waren.

Dieses Mal ging es im Konzert um Marienlieder, marianische Antiphone, also um Chorwerke, die in der Liturgie der katholischen Kirche seit langem als Abschluss der Komplet, des Nachtgebets in der Reihe der Stundengebete gesungen werden. Und dies vor allem seit im 6. Jahrhundert die Verehrung der Maria, der Mutter Jesu, vom Osten auch nach Westeuropa übersprang und für etwa 100 Jahre ihre Blütezeit auch außerhalb der Orden im Volk erlebte. Der katholische Christ verehrt Maria bis heute, zumal die Päbste des 20. Jahrhunderts die Marienfrömmigkeit eifrig förderten.

So haben auch viele Komponisten ihre Schaffenskraft in den Dienst der Marienverehrung gestellt. Den Anfang machte der Chor mit einem außerordentlich kompliziert gearbeiteten Werk von Claudio Monteverdi: "Exultent caeli" (Die Himmel mögen frohlocken), das das sehr interessant und informativ gestaltete Programmheft als einem "Schnittpunkt von Tradition und Fortschritt, Vollendung und Neuanfang" stehend, kennzeichnet. Der Hörer erlebte ein Werk voll großer klanglicher Vielfalt auf verschiedenen gegeneinander ausgespielten dynamischen Ebenen gesungen, äußerst lebendig gestaltet im Neben- und Gegeneinander der Stimmgruppen in der Formulierung von Jubel und anbetendem Erzählen (an der Truhen-Orgel dezent gestützt von Ingo Bußmann). Kristian Commichau erarbeitete sehr differenzierend und auf technische wie stimmtechnische Vollendung ausgerichtet die gebotene Literatur und ist in der beneidenswerten Lage, herausragende und erfahrene Choristen immer zu intensiver Arbeit fesseln zu können.

 

Sehr ungewohnte und sehr obertönige Farben verordnete Matthias Schelmer den vielen Variationen der Partita "Jesu, du bist allzu schöne" von Georg Böhm und in ähnlicher Weise Bachs Partita "Ach, was soll ich Sünder machen" BWV 770, die er vorzüglich auf der Truhen-Orgel musizierte.

Mit Francis Poulenc (Salve Regina), Benjamin Britten (Hymn to the Virgin) und dem Norweger Trond Kverno (Ave Maris Stella) betrat der Chor das 20. Jahrhundert, Werke von nachklingenden romantischen Anklängen bis zu stark exegetisch untermauerten Ausformungen beim Norweger. Als Höhepunkt sah der Chor wohl den Marienhymnus "Stabat mater dolorosa" von Domenico Scarlatti an, der als des Komponisten bedeutendstes Chorwerk gilt. Auch hier begegnete der Hörer einer Gesangskultur, die über alle Maßen fesselte.

Man war über jedes Erwarten fasziniert, von einer überragenden Homogenität - selbst bei verschiedenen Gesangstechniken - die sich mitreißen lies von der gestaltenden Kraft des Dirigenten, der offensichtlich jedes Werk mit hoher musikantischer Aussagekraft und Glaubwürdigkeit zum Leuchten bringen kann, jedes neu und anders. Der Beifall am Schluss war sehr stürmisch und wurde mit einer Zugabe belohnt.


Potsdamer Neueste Nachrichten,
30. Mai 2003

 

 

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